Das Forschungsprojekt verwendet das Modell der Multi-Level-Perspective (MLP) um Transformationen einzelner Obsoleter Systeme zu verstehen, relevante Akteure zu identifizieren, zu veranschaulichen und folglich gezielt zu steuern. (s. Pkt. 4.2.5) Die Multi-Level-Perspective oder Mehr-Ebenen-Perspektive dient unterschiedlichen Wissenschaften als Instrument, Transformationsprozesse zu analysieren und abzubilden. Innerhalb der MLP werden Transformationsprozesse ganzheitlich betrachtet. Sie werden vorerst in drei Teilsysteme (Landschaft, Regime, Nische) aufgeteilt, um Veränderungen und Wechselwirkungen zwischen den Teilsystemen in Richtung Wandel zu veranschaulichen. (Bauknecht 2015) Die Transformative Forschung geht einen Schritt weiter: Sie bedient sich der MLP als Instrument, um Transformationsprozesse sozio-technischer Regime in Richtung Nachhaltigkeit zum einen zu betrachten, zum anderen gezielt zu begünstigen. (Köhler 2017: 1-6) Die drei Ebenen Landschaft, Regime und Nische verlaufen übereinander und unterscheiden sich vor allem in Maßstab und Flexibilität: Die Landschaftsebene zeigt gesamtgesellschaftliche Veränderungen (Megatrends) und ist der Regime- und der Nischenebene übergeordnet. In der Regel kann diese nicht aktiv von Akteuren beeinflusst werden, übt jedoch Veränderungsdruck auf den Status Quo des bestehenden Regimes aus. Die Regime-Ebene bildet ein System, bestehend aus Governance-Strukturen, Technologien, Wissenschaft, Marktgeschehen und Kultur ab. (Geels und Schot 2010: 24ff) Sie ist institutionalisiert und von Pfadabhängigkeiten beeinflusst. Daher können Akteure innerhalb des Systems zwar Innovationen hervorbringen, jedoch dieses aus sich heraus nicht grundlegend verändern. Die Nischenebene beschreibt jene Akteure, die außerhalb dieser Pfadabhängigkeiten Innovationen für gesellschaftliche Probleme so weit entwickeln, bis sie den Status Quo herausfordern können. Bei Nischeninnovationen handelt es sich nicht um einzelne Experimente oder Projekte, sondern um eigene kleine Regime. Sie unterscheiden sich in Größe und Agilität von dem bestehenden sozio-technischen Regime. (Bauknecht 2015) Wie kann die Transformation eines bestehenden Regimes erfolgen? Graduelle Verschiebungen oder disruptive Ereignisse innerhalb der Landschaftsebene (Megatrends) können das bestehende sozio-technische Regime mit seiner Eigenlogik zermürben oder erschüttern, sodass sich Gelegenheitsfenster (Windows of Opportunity) für Veränderung öffnen. Über Gelegenheitsfenster können getestete Innovationen – aus der Nischen- oder der Regime- Ebene – bisherige Technologien oder Praktiken ablösen und einen Wandel in Richtung Nachhaltigkeit beeinflussen. Nischeninnovationen müssen sich jedoch im Netzwerk des bestehenden Regimes bewähren, um eine Veränderung des Systems herbeizuführen. Eine Förderung von Innovationen sowohl auf Regime- als auch auf Nischenebene ist zentral, um Transformationen gezielt zu begünstigen. (Geels und Schot 2010: 24ff)